Redebeitrag vom 22.12.2017 zu dem Anschlag vom 17.12.2017

Hallo auch von unserer Seite

Wir, der Infoladen Wilhelmsburg im Reiherstiegviertel, freuen uns, dass soviele zu dieser Kundgebung gekommen sind, auch wenn der Anlass unsere Versammlung alles andere als schön ist.

Was an der S-Bahnstation Veddel vergangenen Sonntag passiert ist macht uns fassungslos: fassungslos, weil ein verurteilter Neonazi ungestört einen Sprengstoffanschlag durchführen kann und fassungslos, weil die Ermittlungsbehörden mal wieder sofort behaupten, dass das Motiv des Täters unklar sei. Einmal mehr wird deutlich, dass deutsche Behörden Umtriebe von Neonazis all zu gerne verharmlosen oder nicht als solche benennen. Umso mehr ist es unsere Aufgabe darauf hinzuweisen, dass dieser Umgang verdammt gefährlich ist! Nicht nur weil es rechten Gedanken und Strukturen Tür und Tor öffnet, sondern weil es insbesondere im Land der Täter ein NoGo sein sollte.

Angriffe und Anfeindungen aus dem politisch rechten Spektrum passieren alltäglich, ob aus rassistischen, antisemitischen oder anderen reaktionären Gründen. Auch wir vom Infoladen Wilhelmsburg haben im letzten Monat einen Angriff auf unsere Räumlichkeiten erlebt, bei welchem mit einer Gaspistole, einem Luftgewehr oder Ähnlichem vier Mal auf die Schaufensterscheiben geschossen wurde. Hierbei durchstieß ein Projektil eine Scheibe – wir sind nur froh, dass sich zum Zeitpunkt des Angriffs keine Person im
Infoladen befand. Auch wenn dieser Angriff nicht mit dem Anschlag auf der Veddel vergleichbar ist, so betrachten wir ihn dennoch als Teil einer Kontinuität von rechter Gewalt.

Auch in Wilhelmsburg gab es in den vergangenen Jahren vermehrt Vorfälle von rechter Gewalt in Form von rassistischen Anfeindungen und körperlichen Übergriffen, dem Auftauchen von Stickern und Plakaten mit fremdenfeindlichen und anti-linken Inhalten bis hin zu ersten Treffen einer offen rechten “Bürgerwehr” in einer Wilhelmsburger Kneipe. In einem gesellschaftlichen Klima, in dem dank AfD, PEGIDA und co. erzkonservative, offen rechte und menschenverachtende Meinungen wieder salonfähig geworden sind, scheinen sich auch im Wilhelmsburger Umfeld rechte Täter_innen ermutigt zu fühlen zur Tat zu schreiten. Umso mehr sind wir als Nachbar_innen und Genoss_innen gefordert uns der rechten Hetze entgegenzustellen. In diesem Sinne rufen wir dazu auf wachsam zu sein und lautstark und entschlossen dem rechten Mob zu zeigen, dass er hier und überall nicht willkommen ist!

Der Infoladen in der Fährstraße 48 begreift sich als Anlaufpunkt für Vernetzung und Austausch im Stadtteil. Hiermit laden wir euch alle herzlich ein vorbei zu kommen! Lasst uns gemeinsam zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen! Und lasst uns umso entschlossener für eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung oder Rassismus kämpfen.

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